In fließenden Übergängen verschränkt sie diese drei Knoten, die zusammen gehören, die zusammen zu denken und zusammen zu empfinden aber Sprachenergie kostet. Mit wolken hinterm rollo erscheint nun zum siebzigsten Geburtstag der Leipziger Autorin ein Band, der diese Themen mit einem Zentralmotiv versieht: dem Blick durch das Fenster. Sie imaginiert sich in Landschaften, die vertraut wie fremd erscheinen, ohne in ihr vorzukommen. Glas und Rahmen sind durchlässig, ermöglichen sensible Aufnahmen, trennen aber auch, machen zu teilnehmenden Beobachtern. Bei Jayne-Ann Igel ist das lyrische, sehende Auge weder in einem festen Subjekt noch im Gegenstand; es ist Teil der Landschaft. Empfinden an Schwellen, an Übergängen; ein melancholisches Aufwickeln, das beim Lesen berührt, sogar tief berührt, auch tröstet.
Jayne-Ann Igel wurde 1954 in Leipzig geboren und übersiedelte 1995 nach Dresden. Sie absolvierte eine Lehre im bereich wissenschaftliche Bibliotheken in Leipzig, arbeitete in der Deutschen Bücherei Leipzig und im Buchhandel. Nach einem Theologiestudium war sie im Gesundheitswesen tätig. Ab mitte der 1980er Jahre veröffentlichte sie in Zeitschriften und Anthologien und beteiligte sich an Zeitschriften-Projekten im Samisdat. Seit den 1990ern ist sie auch Herausgeberin und Lektorin, u. a. der Reihe Neue Lyrik beim Verlag Poetenladen. Jayne-Ann Igel ist Mitglied im Vorstand des Sächsischen Literaturrates.
Gutleut Verlag Frankfurt am Main 2024 | 28 Euro
92 Seiten | ISBN: 978-3-948107-37-6