Geschrieben am 03. August 2022

Buchsalon Herbst 2022

Vier Neuerscheinungen von Autor*innen in und aus Sachsen, vorgestellt am 27. Oktober um 20 Uhr in der Moritzbastei in Leipzig.

Die Schriftstellerin Julia Wolf

In der diesjährigen Herbstausgabe sprechen die Schriftstellerin Christine Koschmieder, die Journalistin und Autorin Linn Penelope Micklitz und der Journalist Tino Dallmann über die Erzählung „Wieder ein Tag ohne Krieg“ von Undine Materni, über das Sachbuch „Klassenbeste. Wie Herkunft unsere Gesellschaft spaltet“ von Marlen Hobrack sowie über den Gedichtband „Schreibers Ort“ von Patrick Wilden. Die Leipziger Schriftstellerin Julia Wolf ist zu Gast mit ihrem Roman „Alte Mädchen“.

Julia Wolf wurde 1980 geboren. Sie hat für Theater und Film geschrieben und ihre eigenen Hörspiele fürs Radio inszeniert. 2015 erschien ihr Debütroman „Alles ist jetzt“. Ein Auszug aus ihrem zweiten Roman „Walter Nowak bleibt liegen“ wurde 2016 bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet. Der Roman erschien 2017, war für den Deutschen Buchpreis nominiert und erhielt den Nicolas-Born-Debütpreis. Für das Manuskript zu „Alte Mädchen" erhielt sie 2018 den Robert-Gernhardt-Preis.

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Wieder ein Tag ohne Krieg

Undine Materni | Roman

"Sie lag im Bett mit ihrem Bruder, träumte vom Hunger, einem riesigen Mann, der aus den Mägen alles Erdenkliche schaufelte und zu Gold spann. Dieser Mann drehte ihnen immer dann den Rücken zu, wenn sie ihn packen wollten." Prosa, in der das Denken und Fühlen einer Mutter, Tochter, einer Träumenden, einer für die Familie Kochenden, einer sich Sehnenden erzählt wird. Ein Leben in der Nachkriegszeit der DDR, das von der hilflosen Frage geprägt war, wie man leben soll zwischen schweigsamen Männern, ins Weite aufbrechenden Kindern, zwischen Häkelkissen und dem Wunsch nach weichen Worten. Und was dann zählte: die verschiedenen Arten von Liebe oder das, was man für Liebe halten kann.
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Klassenbeste. Wie Herkunft unsere Gesellschaft spaltet

Marlen Hobrack | Sachbuch

Die Wäschekörbe waren immer voll – nicht mit Wäsche, sondern mit unbezahlten Rechnungen, die ihre Mutter trotz harter Arbeit nicht pünktlich bezahlen konnte. Wenn Marlen Hobrack an ihre Kindheit in Armut in einem bildungsfernen Haushalt denkt, stellt sie immer wieder fest, wie wenig ihr Aufwachsen mit den Herkunftserzählungen der Mittelschicht gemeinsam hat, zu der sie als erfolgreiche Journalistin zählt. Aber gehört sie als Grenzgängerin zwischen den Klassen wirklich dazu? Als alleinerziehende Ostdeutsche, die mit 19 Mutter wurde? Prägnant und erhellend räumt "Klassenbeste" mit Mittelklassemythen von Chancengleichheit und sozialem Aufstieg auf – und zeigt, dass jede identitätspolitische Debatte im Kern eine Klassenfrage ist.
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Schreibers Ort

Patrick Wilden | Lyrik

In seinem Gedichtband unternimmt Patrick Wilden dichterische Erkundungen in und rund um Agnetendorf, einem Ort wie einer Region im Umkreis des Riesengebirges in Polen. Und es liegt nahe, dass es dem Autor zugleich um ein sich ins Verhältnis Setzen mit (kultur-) historischen Räumen geht, ein poetisches Aneignungsverfahren, das schon seinen ersten Gedichtband wesentlich prägt. In Agnetendorf lebte und arbeitete bis 1946 der Dichter und Dramatiker Gerhart Hauptmann. Seit den späten neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts dient dessen Villa als Museum und Begegnungsstätte für Künstler aus Ost und West.
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Alte Mädchen

Julia Wolf

Die drei „Mädchen aus Ostpreußen“, Anni, Else und Hannelore, sollen für eine Imagekampagne ihrer Seniorenresidenz Modell stehen. Während „Germany’s Next Topmodel“ läuft, verhandeln die drei Mittneunzigerinnen, was sie über ihr Leben erzählen wollen und was nicht. Undine, Jenny und Thao verbringen ein Wochenende in Berlin, bevor Jenny ihr erstes Kind bekommt. Neben den Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend in den 1980ern und 1990ern treten auch die sozialen Unterschiede wieder ans Licht. Während sie ihre Lebensentscheidungen neu bewerten, setzen die Wehen ein. In drei Teilen porträtiert Julia Wolf drei Frauengenerationen, indem sie den Wunden, Werten und Erfahrungen der Kriegszeit nachspürt.
Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.